Geschichte
Hiddestorf – Die Entwicklung eines Dorfes im Calenberger Land
Eine ganze Reihe von Funden aus der jüngeren Steinzeit belegen, dass bereits vor ca. 4000 Jahren v.Chr. Menschen im Gebiet um Hiddestorf gelebt haben.
Im Frühjahr 1957 wurde ein Steinkistengrab mit den sterblichen Überresten eines Menschen gefunden. Bei dem Grab handelte es sich um ein Steinkistengrab, ca. 500 Jahre v.Chr. aus dem Beginn der Eisenzeit. Die Untersuchungen haben ergeben, dass es an der Fundstelle mehrere Gräber gegeben hat. Daraus kann man schliessen, dass in der Nähe des Fundorts eine bäuerliche Siedlung bestanden hat.
Die erste schriftliche Nennung Hiddestorfs erfolgte im Jahre 980. Das Kloster Corvey im Wesertal bei Höxter führte seit der Gründung Buch über wirtschaftliche Vorgänge
Im sogenannten Traditionsregister (Übergaberegister) wurden alle Vorgänge notiert.
Die erste schriftliche Erwähnung lautete: “Tradidit Hiddi pro filio suo Tiadulfo I familiam in Hiddikestorpe et L jugera”.
Übersetzt heisst dies: ”Es übergibt Hiddi für seinen Sohn Tiadulfo eine Familie in Hiddikestorpe und 50 Joch”.
Woher hat Hiddestorf seinen Namen
Quelle: HAZ 15.08.1958, Zeichnungen von Alfred Brecht
Hiddestorf hat in seiner unversehrten und baulich seit der Ursprungszeit unveränderten romanischen Kirche einen bemerkenswerten und interessanten Mittelpunkt. Sie allein ist einstweilen der beste unbestechliche und echte Zeuge für das hohe Alter der Gemeinde, deren Bauernfamilien seit Jahrhunderten um sie herum siedelten und mit ihr alt geworden sind. Scheint es nicht so, als wäre in die festen Mauern etwas von dem unbeugsamen Geist der Calenberger mit hineingebaut worden und umgekehrt von ihr für den ruhigen Gang der Generationen, die ein Stück der festen Ordnung, der Geborgenheit vermacht haben, allzeit der Strom bewahrter Kräfte ausgegangen? Zweifellos besitzt der Ort in seinem Gotteshaus einen besonderen Schatz, der, von den Stürmen der Jahrhunderte umtost, immer im Blickfeld gestanden hat.
Wohl das anziehendste Bild des Dorfes zeigt Hiddestorf dem Besucher, der auf der Schulstrasse von Norden her der Kirche sich nähert, auf deren eingeebneten Friedhof heute das kunsthandwerklich prächtig gestaltete Ehrenmal aus hellem Sandstein im Schattenwurf hoher Linden und Buchen liegt, wie unser Bild es zeigt, während ihm links und rechts Wohn- und Betriebsgebäude mit ihrem kernigen Fachwerk das Geleit geben, die in ihrem Farbwechsel von weiß oder rot ausgesetzten Gefachen zu dem sommerlichen Spiel der Wolken und Sonnenstrahlen treffliche Kontraste schaffen.
Oft wird die Anmut dieses Bildes die Frage aufwerfen, wie alt die Kirche und das Dorf wohl sein mögen, ob bündiger Aufschluss über die Frühzeit gegeben ist, die vielerorts unklar blieb. Voll Stolz haben die Hiddestorfer dann auf ein Originaldiplom aus dem Jahre 1033 verwiesen, das im Staatsarchiv zu Münster verwahrt und allenthalben als erste Nachricht über den Ort angesehen ist. Damals hat Kaiser Konrad, der Salier, dem Stift in Minden zwei Hufen = 60 Morgen Acker in „Brunhildisdorf“ verschrieben, außerdem Besitz in „Hupida“ (Hüpede), „Oride“ (Oerie), „Volkeressum“ (Völksen) und an anderen Orten im Laingau und Marstemgau.
Die unmittelbare Nachbarschaft zu einigen der Orte in der Urkunde wird die Ursache für die Deutung
„Brunhildisdorf“ = Hiddestorf geworden sein, die sich erst in diesen Wochen bei intensiver Nachforschung durch Lehrer Schröder als Irrtum ergab, als er für eine Ortschronik diesen Angaben auf den Grund ging. Da aber an anderer Stelle eine frühere Nachricht erwähnt wurde, ohne sie allerdings urkundlich festzulegen, geht nun die Suche weiter, die bei glücklichem Ausgang wohl den Ort weit vor der Jahrtausendwende bestätigen wird.
Den Hiddestorfern und allen Heimatfreunden ist sehr zu wünschen, dass die sichere Quelle bald entdeckt werden möge, die einwandfreien Aufschluss über die genaue Vorzeit dieses alten calenbergischen Dorfes geben wird.
Das Wappen von Hiddestorf
Quelle: HAZ 18.09.1958
In diesen Tagen haben vier Gemeinden des Landkreises Hannover die Siegel mit den neuen Gemeinde-Wappen für den Dienstgebetrieb übernommen: Godshorn, Grasdorf, Groß Munzel und Hiddestorf. Das soll hier ein Anlass sein, auf die außerordentlich lebhafte und vielseitige Entfaltung des Wappenwesens hinzuweisen, die in den letzten Jahren in den Gemeinden zu einer neuen Blüte der Heraldik führte. Erfreulich ist dieser Zug, der von keiner Seite erwartet wurde, auf jeden Fall.
Gewiss wurzelt das Wappenwesen in weit zurückliegenden Epochen, doch hat es sich als eine vorbildliche Schöpfung unserer Kultur erwiesen, die alle Zeiten überdauerte und nun zu einer Renaissance geführt hat, die nicht zuletzt mit der allgemeinen Erholung und Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung Hand in Hand geht. Wie ohne Staatssymbol kein Staat für längere Zeit sein Auskommen findet, so ist es verständlich, dass auch in den Gemeinden das Bedürfnis immer stärker empfunden wird, für repräsentative und wirtschaftliche Zwecke, für Feste und feiern, kurz für Verwaltung und Wirtschaft ausdrucksstarke und typische Symbole und Zeichen festzulegen, die für die Gemeinde für lange Zeit verbindlich werden.
Erfreulich und ausdrucksvoll ist es, dass sich dabei die jetzige Zeit der alt überlieferten Formen und Inhalte der Wappenkunst bedient, um heutige Anliegen auszudrücken. So kommen die wesentlichsten Faktoren der Heraldik, die betonten und seit jeher festliegenden Farbengesetze und der reiche Symbolgehalt der Bilder, ja die oftmals gegenstandslose Art ihrer Zeichen dem modernen Empfinden nahe. Und da die Wappenkunst geradezu zauberhaft über die Mittel verfügt, ein ausgeprägtes Geschichts- und Traditionsbewusstsein zu befriedigen, kann sie davor bewahrt bleiben, sich in Abstraktionen zu verlieren. Das beweisen die Wappen, die nun genehmigt worden sind, aufs Beste.
Hiddestorf hat im grünen Schild die sagenumwobenen fünf Kreuzsteine am Wege nach Pattensen als besonderes Merkmal in den gebührenden Rang erhoben und sie Silber übernommen, dergestalt, dass der im Mittelfeld liegende, mit einem Kruzifix gezierte Denkstein links und rechts von je zwei gotischen Kreuzsteinen begleitet wird.
Die Wappen und Siegel gestaltete der Grafiker Alfred Brecht, Hannover, in engster Fühlungnahme mit dem Staatsarchiv, da sie eine im besonderen Sinne öffentliche Angelegenheit sind und hier das Gutachten erhalten, das die Genehmigung und Verleihung einleitet.
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